Den 49 Stufen in der Kuppelhalle des Parlamentsgebäudes, die zu National- und Ständeratssaal führen, kommt eine starke symbolische Bedeutung zu. Der Architekt Hans Wilhelm Auer schuf bewusst einen überdimensionierten und dadurch umso eindrücklicheren Treppenaufgang.

Für die feierliche Ausgestaltung der Haupttreppe wählte Auer Aaregranit von Wassen. Granite sind magmatische Gesteine, deren Entstehung auf die Erstarrung schmelzflüssiger Magmen zurückgeht. Der zentrale Aaregranit des Aarmassivs zeichnet sich durch eine helle Körnung aus.

Herkunft: zwei Steinbrüche oberhalb und unterhalb der Bahnstation Wassen an der Gotthardlinie im Urner Reusstal (in Blau auf der Karte).

Der Aaregranit sieht man im Vordergrund auf dem Bild.

Der Handlauf und die Postamente sind aus Merliger Stein gefertigt. Zu diesem Zweck arbeitete Anselmo Laurenti (1845–1913) Sockelmaterial aus drei älteren bernischen Bauten um: dem Grossen Zuchthaus am Bollwerk, dem alten Inselspital sowie der Rossschwemme beim Oberen Tor am Bubenbergplatz.

Merliger Stein wurde in Bern vor allem für Sockel verwendet, letztmals beim Bundeshaus West. Poliert fand er im 18. und im beginnenden 19. Jahrhundert Verwendung für Tischplatten, Cheminées und Grabmäler. Die Anwendung im Parlamentsgebäude ist die repräsentativste.

Herkunft: Steinbruchregion Ralligholz bei Merligen in der Gemeinde Sigriswil (BE), wo man zwischen 1700 und 1860 Sturzblöcke dieses Gesteins verarbeitete, die vom Sigriswilergrat stammten. (in Grün auf der Karte)

Handlauf und Postamente: Der Merliger Stein ist heller als der St-Triphon-Stein der Baluster.

120 Granit Baluster

Die Baluster wurden aus poliertem tiefschwarzem St. Triphon-Stein hergestellt. Ihre Zahl beträgt 120, wenn man jene auf der Galerie des Ständeratssaals einschliesst, die gegen die Kuppelhalle gerichtet ist.

In den Brüchen bei St. Triphon wurde das Gestein während über 700 Jahren gewonnen, bis etwa 1950, und für Innenausbau, Brunnenbecken und Sockel verwendet. Als Schwarzmarmor fand es im 18. und 19. Jahrhundert vor allem in protestantischen Kirchen in den Kantonen Waadt und Genf starke Verbreitung. Nach dem Bau des Eisenbahnnetzes lieferte St. Triphon enorme Mengen an Sockelsteinen in die ganze Schweiz. In der Stadt Bern ist deren Dominanz gerade rund um den Bundesplatz unübersehbar.

Herkunft: Steinbrüche am Hügel von St. Triphon (VD), zwischen Bex und Aigle im Rhonetal. Das Material für das Parlamentsgebäude stammt aus dem Bruch Aux Etrives. (in Rot auf der Karte)

Baluster der Galerie des Ständeratssaals

Merliger und St. Triphon-Stein finden sich in angewitterter Form bei den Sockeln des Bundeshauses West bzw. der Nordseite des Parlamentsgebäudes.

Quelle: Toni P. Labhart, Steinführer Bundeshaus Bern, Schweizerische Kunstführer GSK, BBL. Nur auf Deutsch.